Greil Marcus ist seit mehr als vierzig Jahren eine der markantesten Stimmen der amerikanischen Musikkritik. Seine Bücher durchmessen Klangwelten aus Folk und Blues, Rock und Punk und verdeutlichen dem Leser die überraschenden, oft verborgenen Beziehungen zwischen der Musik und den allgemeineren Strömungen in der Politik und in der Kultur Amerikas. In seinem neuesten Buch entlarvt Marcus drei Folksongs als grundlegende Dokumente amerikanischer Identität: Bascom Lamar Lunsfords »I Wish I Was a Mole in the Ground« (1928), Geeshie Wileys »Last Kind Word Blues« (1930) und Bob Dylans »Ballad of Hollis Brown« (1964). Die Art und Weise, auf die jeder dieser Songs den unheimlichen Eindruck erweckt, er sei von niemandem geschrieben worden, erhellt unterschiedliche Aspekte der Tradition des Folksongs. Manche sind im Laufe der Zeit ohne einen identifizierbaren Urheber entstanden. Andere beziehen ihre Melodien und Motive aus obskuren Quellen, nehmen aber in den Händen eines bestimmten Künstlers eine endgültige, unvergessliche Gestalt an. Und, wie im Fall von Bob Dylans »Hollis Brown«, gibt es Songs, die von einem identifizierbaren Autor stammen, aber wirken, wie Folksongs, die schon seit Generationen |