Als Philipp Jacob Spener (1635-1705) im Jahr 1666 sein Amt als Pfarrer und Senior des Pfarrkollegiums in Frankfurt antrat, brachte er kaum pfarramtliche Erfahrungen mit, wohl aber eine gediegene religiöse und theologische Bildung. Die versetzte ihn in den Stand, die geistige Lage des Christentums in Deutschland freimütig zu diagnostizieren und praktizierbare Vorschläge zu machen, wie dem geistlichen Niedergang begegnet werden könnte. Darin liegen die Anfänge des Pietismus, und in ihnen treten zugleich die treibenden Kräfte hervor, die den Pietismus zu einer großartigen religiösen und kulturellen Erneuerungsbewegung weit über die deutschen Länder hinaus werden ließen. Es ist die besondere Leistung Speners, dass er die wissenschaftlichen Entwicklungen seiner Zeit wahrgenommen, in ihrer Relevanz gewürdigt und daraus für Theologie und Kirche die notwendigen Schlüsse gezogen hat. Die hier vorgelegte Auswahl von zum Teil erstmals aus dem Lateinischen übersetzten Briefen präsentiert direkte Zeugnisse dieser spannenden Phase der Herausbildung des Pietismus. [The Beginnings of the Pietism in his Letters] In 1666, when Philipp Jacob Spener (1635-1705) assumed office as pastor and senior of the Frankfurt ministerial, he had no parish experience. What he did bring was a thorough religious and theological education. This put him in a position to offer a candid diagnosis of the spiritual condition of Christianity in Germany and to offer practical suggestions for confronting its decline. This marked the beginning of Pietism, and the emergence of forces which would make Pietism into an extraordinary movement of religious and cultural renewal far beyond German borders. It was Spener’s singular achievement that he not only was aware of the scholarly developments of his time, but that he assessed their relevance for academic theology and for the life of the church. This selection of Spener’s Latin letters, some of them translated for the first time, provides first hand accounts of this crucial period in the formation of Pietism. INHALT A) Ursachen des Verfalls des christlichen Glaubens Der um sich greifende Atheismus 9 1. An Gottlieb Spizel in Augsburg, 21. September 1666 9 Der Mangel gelebter Frömmigkeit 19 2. An Elias Veiel in Ulm, 9. April 1667 19 3. An [Tobias Wagner in Tübingen], 19. Oktober 1668 21 Die Ungeistlichkeit der Geistlichen 26 4. An Gottlieb Spizel in Augsburg, 10. Dezember 1669 26 Die Vernachlässigung der Sonntagsheiligung 40 5. An [Sebastian Schmidt in Straßburg], 27. Februar 1670 40 B) Vorschläge zur Hebung der Christlichkeit Die Frömmigkeitsübungen (Exercitia pietatis) 43 6. An Johann Ludwig Hartmann in Rothenburg o.T., 9. November 1670 43 7. An [Balthasar Bebel in Straßburg], [Herbst 1670] 48 8. An Gottlieb Spizel in Augsburg, 10. Januar 1671 57 9. An [Balthasar Bebel in Straßburg], 20. Januar 1671 61 10. An [Balthasar Bebel in Straßburg], 1671 77 11. An [Hans Eitel Diede zu Fürstenstein in Friedberg], [Ende August/Anfang September] 1675 92 12. An [Christoph Huth in Friedberg], [Ende August/Anfang September] 1675 99 13. An [Philipp Ludwig Hanneken in Gießen], 8. Juli 1675 103 Die Reform des Theologiestudiums 14. An Gottlieb Spizel in Augsburg, 5. März 1675 106 15. An Johannes Piker in Königsberg, [Oktober – Dezember] 1679 111 16. An [einen Theologiestudenten aus Lüneburg], [Ende] 1679 117 17. An [Johann Christoph Frauendorff in Leipzig], [16. März] 1687 132 Das richtige Lesen der Heiligen Schrift 18. An [eine Gräfin von Nassau–Idstein in Idstein], 1676 138 Die Hoffnung besserer Zeiten 19. An [Johanna Eleonora von Merlau in Wiesenburg], Dezember 1674 144 C) Urteile und Ratschläge zu theologischen oder kirchlichen Fragen der Zeit Möglichkeiten und Grenzen religiöser Toleranz 20. An [Johann Christoph Nungesser in Erbach], [2. Jahreshälfte 1679] 151 Das drohende äußere Gericht Gottes über der Christenheit 21. An |